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Die
Geschichte des Piave: vom Ursprung bis heute
Der Piave entstand zwischen 300.000 und 20.000 v. Chr., den Riß- und Würmeiszeiten. Die Geschichte der Besiedlung beginnt aber erst vor 40.000 Jahren in der Mittelsteinzeit, während der Würmeiszeit, als der Fluss seinen heutigen Lauf noch nicht hatte und sein Tal mit Eis bedeckt war. Die erste Besiedlung fällt mit der Klimaverbesserung und dem Schrumpfen der Gletscher zusammen. Der Fluss wird zur Grundlage erster Besiedlungsschritte des Gebietes. Er dient als Verkehrsweg der nomadisierenden Jäger der Altsteinzeit und als Handelsweg, auf dem sich die Kultur des Neolithikums verbreitet, später auch die Einflüsse der Bronze- und Eisenzeit sowie in römischer Zeit Sprache und Zivilisation. |
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Die Funde lassen den Schluss zu, dass während des Paläolithikums Menschengruppen Kieselsteine bearbeiteten, während andere entlang des Flusses Obst anbauten und auf die Jagd gingen. Im Neolithikum (4.500 - 3.000 v. Chr.) stellen Ackerbau, Viehzucht, Hochalmenwirtschaft und Jagd die ersten Eingriffe des Menschen in die Umwelt dar, begünstigt durch das Ansteigen der Temperatur, das endgültige Schmelzen der Gletscher und auch die Erhöhung des Meeresspiegels.
Mit Beginn der Eisenzeit (9. Jh. v. Chr.) entsteht eine neue Kultur, die der alten Veneter, eines Volkes, das möglicherweise aus Kleinasien stammte und ein hohes soziales, technisches und handwerkliches Niveau besaß, auch hinsichtlich seiner Sprache, Religion und Anlage von Städten und Gräbern. Man verdankt ihm die Gründung der Zentren von Montebelluno und von Oderzo entlang des Piavebeckens |
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Die ersten friedlichen Kontakte zwischen Venetern und Römern entstanden im Laufe des 3. Jahrunderts v. Chr. im Rahmen der politischen Expansion Roms in der Poebene, während gleichzeitig der Zerfall der venetischen Kultur beginnt. Im Verlauf des 2. vorchristlichen Jahrhunderts beginnt die Romanisierung - ein langsamer und schrittweiser Prozess der Durchdringung, der sich über 200 Jahre erstreckt und die Aufteilung des Ackerlandes bedeutet mit dem Übergang von der venetischen zur lateinischen Sprache, dem Bau wichtiger Straßen wie der via Postumia, der via Annia und der via Claudia Augusta und Zentren wie Treviso, Montebelluno, Asolo, Feltre und Belluno, die zu Kleinstädten werden. Außerdem wurden zahlreiche Siedlungseingriffe entlang des Flusses vorgenommen: Abholzung, Flussregulierung und ein dichtes Bewässerungsnetz für die Äcker. Der Piave ist jetzt nicht mehr nur ein Mittel zur Verbreitung der Zivilisation, sondern auch gleichermaßen ein Verkehrsknotenpunkt weit entfernter Gebiete wie der Poebene, der alpinen und voralpinen Waldgebiete, der Gebirgszonen und der Lagune von
Venedig.
Die Entwicklung der Besiedlung des Piavebeckens verändert sich vollständig in der Römerzeit: Die Gebiete nahe bei der Lagune, wenig instandgehalten, verwandeln sich in Sumpf. Daher entvölkerte sich die Ebene fortlaufend. Dieses Phänomen ist in Wirklichkeit der Ausdruck einer generellen politischen, wirtschaftlichen und administrativen Krise des Römischen Reiches. Ostgotische, byzantinische und langobardische Spuren bezeugen Barbareneinfälle. Was die langobardische Herrschaft betrifft, so weiß man, dass die Unerfahrenheit dieses Nomadenvolkes auf dem Meer eine Teilung des venetischen Territoriums zur Folge hatte. Die Küste bleibt unter venetisch-byzantinischem Einfluss und das Hinterland unter langobardischem. Die Verbindungsfunktion des Piave zwischen Meer und Gebirge ist deshalb zeitweise unterbrochen.
Während des Mittelalters streiten der Bischof von Belluno und von Feltre um die Kontrolle des ganzen Piavebeckens und der Handelszüge, die sich von Venedig in Richtung Deutschem Reich bewegen. Die am Fuße des Gebirges durch Lehnsmänner zur Verteidigung erbauten Schlösser, Klöster und Abteien weisen die Architektur dieser Zeit
auf.
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Ab 1420 steht das Piavegebiet unter venezianischer Herrschaft. Die natürlichen Rohstoffe wie Holz, Kohle, Leder, Blei, Zink und Sandsteine für den Bau, die im Piavebecken vorhanden sind, werden von den Venezianern genutzt. Es ist der Republik von Venedig zu verdanken, dass der einheitliche Lauf des Piave in einer ersten Zeit einheitlicher Territorialpolitik wiederhergestellt wurde: Der Piave findet so wieder seinen Wert als Verbindungsweg zwischen Alpen und Adria.
Einer Periode der politischen Instabilität, der wirtschaftlichen und militärischen Stagnation folgt der Sturz Venedigs (1797) über zwei Jahrzehnte. Während des ganzen 19. Jahrhunderts wurde das Piavebecken von den Österreichern beherrscht und wurde erst im Jahre 1866 wieder italienisches
Territorium. |
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Im Ersten Weltkrieg war die Piaveregion in zahlreiche Schlachten verwickelt. Nach der italienischen Niederlage von Caporetto 1917 zog sich General Cadorna auf das rechte Piaveufer zurück. Im November desselben Jahres gelang es den Österreichern den Fluss zu überqueren, aber Ende Dezember zwang sie der Widerstand der italienischen Armee, wenngleich zahlen- und materialmäßig unterlegen, sich auf das linke Ufer zurückzuziehen. Nach einer relativ ruhigen Phase entbrannte der Kampf von Neuem im Juni 1918, als die oberste österreichische Heeresleitung den Beginn einer Großoffensive auf nahezu der ganzen Front beschloss, indem sie auf drei Punkte des rechten Flussufers ihren Angriff konzentrierte: Montello, San Donà und in Richtung Treviso. Dem italienischen Widerstand gelang es den österreichischen Vormarsch auf den Montello zu blockieren. Das Hochwasser des Piave verschlimmerte die Situation, indem es die Versorgung der österreichischen Truppen sehr stark behinderte.
Die italienische Gegenoffensive, die mit großer Klugheit vorbereitet worden war, sollte im kommenden Frühjahr beginnen, aber der Rückzug der beiden mitteleuropäischen Kaiserreiche an den anderen Fronten überzeugte die Generalität die Operationen zu beschleunigen. Im Oktober 1918 wurden alle Linien vom Monte Grappa bis zum Piave angegriffen; am 24. Oktober überquerten die italienischen Truppen den Fluss und am 29. Oktober, der Tag, an dem Österreich um Waffenstillstand bat, zog die italienische Armee siegreich in Vittorio Veneto ein.
Die Tragödie, die sich in der Nacht des 9. Oktober 1963 im Tale des Vajon abspielte, prägte die Geschichte des Piave ebenfalls sehr. Die Ursache dieser Tragödie war ein Erdrutsch, der sich an den nördlichen Hängen des Berges Toc losgelöst hatte und in das daruntergelegene künstliche Becken fiel und den Damm zerstörte. Die Wassermassen verteilten sich in drei Richtungen: eine frontale berührte die Siedlung von Casso, die durch hohe überhängende Felsen gerettet wurde, eine zweite bewegte sich auf Erto zu und die dritte ergoss sich über Longarone und das Piavetal, nachdem sie sich etwa 100 Meter über den Damm erhoben hatte. Die freigesetzte Energie wurde mit der Gewalt einer atomaren Explosion verglichen. Es gab wenige Verletzte. In der Tat konnten weder Menschen noch Gegenstände den Wassermassen entkommen. Im ganzen gab es mehr als 1900 Tote, die meisten davon im Piavetal.
Wenige Jahre später, am 4. November 1966, erlitten Italien und Venetien eine schreckliche Überschwemmung wegen außergewöhnlich starker Niederschläge und der Schneeschmelze in den mittleren Höhen von 850 - 1250 Metern. Am meisten betroffen waren die Dörfer Zenson und Caposile entlang des Piave, das umliegende Land und ein großer Teil der Küstengebiete am Unterlauf des Piave.
Mehr als 40 Tage dauerte die Überschwemmung und bildete wahrhaftige Sümpfe. Dieses Ereignis zwang die Agrarwirtschaft des unteren Piavegebietes in die Knie, indem es die Landschaft zerstörte und das Vieh mit sich riss, bevor es den Züchtern gelang es zu befreien. |
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